Myiasis oder Fliegenmadenkrankheit

 

 

Esther van Praag Ph.D.

 

 

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Warnung: Dieser Text könnte Bilder enthalten die für empfindliche Personen nicht geeignet sind.

Fliegenmadenkrankheit kommt vor allem während der Sommer-Monate vor. Die dann zahlreichen Insekten legen oft ihre Eier in der Haut von Säugetieren ab. Kaninchen leiden insbesondere unter Schmeißfliegen, Lucilia sericata, Calliphora sp., der grauen Fleischfliege Wohlfahrtia sp., der allgemeinen Schraubenwurmfliege Callitroga sp. und der Pferdefliege Cuterebra sp. Letztere kommt allerdings nur in den USA vor. Eine Madeninfektion ist meistens auf mangelhafte Hygiene zurückzuführen, also bei Kaninchen, die auf kot- und urinverschmutzem Heu gehalten werden, oder keine saubere Katzentoilette haben, kann sich aber auch auf gesundheitliche Probleme beziehen. Besondere Aufmerksamkeit muss auch Kaninchen geschenkt werden, die an Zahn- (Malokklusion, Entfernung von Schneidezähnen) oder Verdauungskrankheiten, an Übergewicht, unbehandelten infizierten Wunden oder Behinderungen (Wirbelsäulenbruch, Gliedmassen Bruch, Arthritis, Spondylose) leiden. In der Tat kann die Unfähigkeit, die Perianal- und Schwanzregionen zu pflegen oder ihren cecotropen Kot zu essen, zum Auftreten eines Geruchs führen, der unweigerlich Fliegen anzieht.

www.city.nagoya.jp/10eisei/ngyeiken/insect/d_callip/ls.htm

Von links nach rechts: Lucilia sericata  Fliege, Larven und Puppen.

Diese Fliegen legen ihre Eier besonders an Orten ab, die durch Exkremente, besonders bei Durchfall, verschmutzt sind, in durch Urin gereizte Haut oder in unbehandelte Wunden. Die Larven, die aus den ausgebrüteten Eiern entstehen, beginnen sofort, sich durch die Haut des Wirttieres zu bohren. Ist die Made einmal aus dem Ei gekrochen, frisst sie sich innerhalb von 4 Stunden durch die Haut. Die Folge ist eine Blutvergiftung, an der ein Kaninchen in wenigen Tage sterben kann.

Kerry Su-Lin Leow

 

Kaninchen, das durch Hundebisse mit Maden infiziert und schwer verwundet wurde. Trotz guter ärztlicher Behandlung starb das Tier.

 

Der Gebrauch der prophylaktischen Mittel wird nicht empfohlen, weil ihr Gebrauch in einigen Fällen tödliche Folgen (Frontline) bei Kaninchen hatten. Einige Tierfachleute verwenden dennoch prophylaktisch Dicyclanil (Novartis), das bei Schafen gegen  Schmeißfliegen (Lucilia sp.) verwendet wird. Das Produkt ist für die  Anwendung bei Kaninchen nicht explizit zugelassen, seine Unschädlichkeit ist also nicht gewährleistet.

Klinische Ziechen

Die ersten Hinweise auf eine Infektion zeigen sich meist rund um den Anus. Von dort bewegen sich die Larven langsam über den Rücken und längs der Lenden. Eine schnelle Behandlung ist also unbedingt erforderlich.

In schweren Fällen tritt Haarverlust (Alopecie) auf. Die Haut ist meist gereizt, beschädigt und abgestorben (Nekrose) und wird oft von einem Ammoniak-Geruch begleitet. Dieser wird von der Larven abgesondert, Zelltod und Zersetzung sind die Folge, für das Kaninchen ist es Gift.

Eine anomale Migration der Maden ist im Körper möglich. In einem Fall wurde eine Wanderung der Maden bis zur Trachea beobachtet. Die Folgen waren eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Halsregion und damit eine Verminderung der Luftzufuhr zu den Lungen und starker  Speichelfluss im Ösophagus.

 

      

MediRabbit

 

Gelähmtes Kaninchen und Verunreinigung der Haut durch Fäkalien (Pfeile).

Diagnosis

Die klinischen Erscheinungen und die Anwesenheit von Maden sollten hinreichen, um die Diagnose zu stellen.

MediRabbit

Paralysis or severe arthritis can lead to incontinence and skin soiled with urine and cecotropes.

 

MediRabbit

The smell of urine soiled skin and soft cecotropes will attract Lucilia sp. female flies. These will lay eggs on the damaged skin.

Behandlung

An der verletzten Stelle muss das Haar vorsichtig weggeschnitten werden um die Haut zugänglich zu machen. Jede Made wird einzeln aus ihrem Loch entfernt, um Irritation oder eine allergische Reaktion zu vermeiden. Die Wunde wird dann mit einer sterilen Salzlösung und einem desinfizierenden Mittel (z.B. Povidone, Iodine oder Chlorhexiderm) gereinigt. Falls alle Maden entfernt werden konnten, ist kein Insektizid mehr erforderlich.

Falls die Maden tiefer in die Haut eingedrungen sind oder in Organe einwandern, gibt es drei weitere Möglichkeiten:

       Ivermectin (0.4 mg/kg, SC) verabreichen. Ein Nebeneffekt ist in solchen Fällen, dass die sterbenden Maden Toxine (giftige Moleküle) produzieren, die zum Tod des Kaninchens führen können. Obwohl kontraindiziert, werden manchmal Kortikosteroiden verabreichet, um die Schwellungen zu reduzieren.

       Injektion von Doramectin (0.5 mg/kg, SC).

       Chirurgische Entfernung unter Narkose, bei abnormer Migration oder bei Infektion durch Cuterebra  sp..

Falls die Maden-Infektion stark fortgeschritten ist, ist die Verabreichung von Antibiotika (z.B. Enrofloxacin oder Trimetoprim-sulfa) empfehlenswert, weil diese die Wundheilung fördern und gleichzeitig einer allgemeinen Infektion vorbeugen.

Die Verabreichung von nichtsteroidalen Analgetika (z.B. Karprofen) sollte ein Teil der Behandlung sein.

Sollte sich das Kaninchen weigern zu fressen, muss es mit Hand gefüttert werden. Daneben ist eine Infusion von Elektrolytlösung notwendig um eine hepatische Lipidose  und eine Dehydratation zu vermeiden. Diese treten bei nicht-fressende Kaninchen schnell auf und sind tödlich. Abhängig von der Situation können dem betroffenen Kaninchen außerdem appetitanregende Medikamente,  z.B. Cisapride, Metoclopramide, gegeben werden.

Waschungen der befallenen Region mit warmen Seifenlösungen oder milden Antiseptika werden bei Kaninchen nicht empfohlen. Diese Behandlung ist sehr stressvoll und die meisten Kaninchen versuchen zu flüchten sobald ihr Fell nass wird. Ein aus Angst erfolgter Sprung aus dem Bad führt leider oft zu Knochenbrüchen an Gliedern oder im Rücken. Falls diese Methode doch verwendet wird, muss dass Kaninchen gut getrocknet werden. Die Anwendung eines Föhns bringt oft die restlichen Maden an die Oberfläche der Haut, diese können sodann noch leicht entfernt werden.

Bei bereits eingetretenem hochgradigem Befall sollte Euthanasie erwogen werden.

Fliegenmadenkrankheit kann vorgebeugt werden, indem die Ursachen der Hautkontamination mit Fäkalien oder Urin angegangen werden und das Kaninchen in einer sauberen hygienischen Umgebung gehalten wird. Bei Kaninchen, die zu Verdauungsstörungen neigen, fettleibig oder behindert sind, ist eine tägliche Inspektion der Perianalregion erforderlich. Das Fell sollte mit einem Floh Kamm gekämmt werden, um das eventuelle Vorhandensein von Eiern und/oder Maden zu erkennen. Die Fenster der Wohnung oder des Kaninchenkäfigs können zusätzlich mit einem Moskitonetz abgedeckt werden, um den Kontakt der Insekten mit dem Kaninchen zu vermeiden.

 

For detailed information on fly strike infestation in rabbits,

see: “Skin Diseases of Rabbits

by E. van Praag, A. Maurer and T. Saarony,

408 pages, 2010.

Danksagung

Ich danke mich herzlich bei Frau Kerry Su-Lin Leow und die House Rabbit Society of Singapore für ihre Bilder. Auch möchte ich noch anonymen Mithelfern ganz herzlich für ihre Überarbeitung danken.

Weitere Informationen

Baird CR. Biology of Cuterebra lepusculi Townsend (Diptera: Cuterebridae) in cottontail rabbits in Idaho. J Wildl Dis. 1983;19(3):214-218. 

Harcourt-Brown F.: Textbook of Rabbit Medicine. 1st ed., Butterworth-Heinemann, Oxford, England, 2002.

Hess L. Dermatologic diseases. In: Ferrets Rabbits and Rodents. Clinical Medicine and Surgery, 2nd ed., (Quesenberry K.F., Carpenter J.W.) Saunders, St-Louis, USA., 2004.

Jacobson HA, McGinnes BS, Catts EP. Bot fly myiasis of the cottontail rabbit, Sylvilagus floridanus mallurus in Virginia with some biology of the parasite, Cuterebra buccata. J Wildl Dis. 1978;14(1):56-66.

Newell GB. Dermal myiasis caused by the rabbit botfly (Cuterebra sp). Arch Dermatol. 1979;115(1):101. 

Schumann H, Schuster R, Lange J. The warble fly Oestromyia leporina (Diptera, Hypodermatidae) as a parasite of the wild rabbit (Oryctolagus cuniculus). Angew Parasitol. 1985;26(1):51-52.

Weisbroth SH, Wang R, Sacher S. Cuterebra buccata: immune response in myiasis of domestic rabbits. Exp Parasitol. 1973; 34(1):22-31.

 

 

 

 

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