Myiasis oder Fliegenmadenkrankheit
Esther van Praag Ph.D.
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Fliegenmadenkrankheit
kommt vor allem während der Sommer-Monate vor. Die dann zahlreichen Insekten
legen oft ihre Eier in der Haut von Säugetieren ab. Kaninchen leiden
insbesondere unter Schmeißfliegen, Lucilia sericata, Calliphora
sp., der grauen Fleischfliege Wohlfahrtia sp., der allgemeinen
Schraubenwurmfliege Callitroga sp. und der Pferdefliege Cuterebra
sp. Letztere kommt allerdings nur in den USA vor. Eine Madeninfektion ist
meistens auf mangelhafte Hygiene zurückzuführen, also bei Kaninchen, die auf
kot- und urinverschmutzem Heu gehalten werden, oder keine saubere
Katzentoilette haben, kann sich aber auch auf gesundheitliche Probleme
beziehen. Besondere Aufmerksamkeit muss auch Kaninchen geschenkt werden, die
an Zahn- (Malokklusion, Entfernung von Schneidezähnen) oder
Verdauungskrankheiten, an Übergewicht, unbehandelten infizierten Wunden oder
Behinderungen (Wirbelsäulenbruch, Gliedmassen Bruch, Arthritis, Spondylose)
leiden. In der Tat kann die Unfähigkeit, die Perianal- und Schwanzregionen zu
pflegen oder ihren cecotropen Kot zu essen, zum
Auftreten eines Geruchs führen, der unweigerlich Fliegen anzieht.
Diese Fliegen legen
ihre Eier besonders an Orten ab, die durch Exkremente, besonders bei
Durchfall, verschmutzt sind, in durch Urin gereizte Haut oder in unbehandelte
Wunden. Die Larven, die aus den ausgebrüteten Eiern entstehen, beginnen
sofort, sich durch die Haut des Wirttieres zu bohren. Ist die Made einmal aus
dem Ei gekrochen, frisst sie sich innerhalb von 4 Stunden durch die Haut. Die
Folge ist eine Blutvergiftung, an der ein Kaninchen in wenigen Tage sterben
kann.
Der Gebrauch der prophylaktischen Mittel wird nicht
empfohlen, weil ihr Gebrauch in einigen Fällen tödliche Folgen (Frontline)
bei Kaninchen hatten. Einige Tierfachleute verwenden dennoch prophylaktisch
Dicyclanil (Novartis), das bei Schafen gegen
Schmeißfliegen (Lucilia sp.) verwendet wird. Das Produkt ist für die Anwendung bei Kaninchen nicht explizit
zugelassen, seine Unschädlichkeit ist also nicht gewährleistet. Klinische ZiechenDie ersten Hinweise auf eine
Infektion zeigen sich meist rund um den Anus. Von dort bewegen sich die
Larven langsam über den Rücken und längs der Lenden. Eine schnelle Behandlung
ist also unbedingt erforderlich.
In schweren Fällen tritt
Haarverlust (Alopecie) auf. Die Haut ist meist gereizt, beschädigt und
abgestorben (Nekrose) und wird oft von einem Ammoniak-Geruch begleitet.
Dieser wird von der Larven abgesondert, Zelltod und Zersetzung sind die
Folge, für das Kaninchen ist es Gift.
Eine anomale Migration der Maden ist im Körper möglich. In einem Fall
wurde eine Wanderung der Maden bis zur Trachea beobachtet. Die Folgen waren
eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Halsregion und damit eine Verminderung
der Luftzufuhr zu den Lungen und starker
Speichelfluss im Ösophagus.
DiagnosisDie klinischen Erscheinungen und die Anwesenheit von Maden sollten
hinreichen, um die Diagnose zu stellen.
Behandlung
An der verletzten Stelle muss das Haar vorsichtig weggeschnitten
werden um die Haut zugänglich zu machen. Jede Made wird einzeln aus ihrem
Loch entfernt, um Irritation oder eine allergische Reaktion zu vermeiden. Die
Wunde wird dann mit einer sterilen Salzlösung und einem desinfizierenden
Mittel (z.B. Povidone, Iodine oder Chlorhexiderm) gereinigt. Falls alle Maden
entfernt werden konnten, ist kein Insektizid mehr erforderlich. Falls die Maden tiefer in die Haut eingedrungen
sind oder in Organe einwandern, gibt es drei weitere Möglichkeiten: •
Ivermectin
(0.4 mg/kg, SC) verabreichen. Ein Nebeneffekt ist in solchen Fällen, dass die
sterbenden Maden Toxine (giftige Moleküle) produzieren, die zum Tod des
Kaninchens führen können. Obwohl kontraindiziert, werden manchmal
Kortikosteroiden verabreichet, um die Schwellungen zu reduzieren. •
Injektion
von Doramectin (0.5 mg/kg, SC). •
Chirurgische
Entfernung unter Narkose, bei abnormer Migration oder bei Infektion durch Cuterebra sp.. Falls die Maden-Infektion stark
fortgeschritten ist, ist die Verabreichung von Antibiotika (z.B. Enrofloxacin
oder Trimetoprim-sulfa) empfehlenswert, weil diese die Wundheilung fördern
und gleichzeitig einer allgemeinen Infektion vorbeugen. Die Verabreichung von nichtsteroidalen Analgetika (z.B. Karprofen)
sollte ein Teil der Behandlung sein. Sollte sich das Kaninchen weigern zu
fressen, muss es mit Hand gefüttert werden. Daneben ist eine Infusion von
Elektrolytlösung notwendig um eine hepatische Lipidose und eine Dehydratation zu vermeiden. Diese
treten bei nicht-fressende Kaninchen schnell auf und sind tödlich. Abhängig
von der Situation können dem betroffenen Kaninchen außerdem appetitanregende
Medikamente, z.B. Cisapride,
Metoclopramide, gegeben werden. Waschungen der befallenen Region mit warmen
Seifenlösungen oder milden Antiseptika werden bei Kaninchen nicht empfohlen.
Diese Behandlung ist sehr stressvoll und die meisten Kaninchen versuchen zu
flüchten sobald ihr Fell nass wird. Ein aus Angst erfolgter Sprung aus dem
Bad führt leider oft zu Knochenbrüchen an Gliedern oder im Rücken. Falls
diese Methode doch verwendet wird, muss dass Kaninchen gut getrocknet werden.
Die Anwendung eines Föhns bringt oft die restlichen Maden an die Oberfläche
der Haut, diese können sodann noch leicht entfernt werden. Bei bereits eingetretenem hochgradigem Befall sollte Euthanasie
erwogen werden. Fliegenmadenkrankheit kann vorgebeugt werden, indem die Ursachen der
Hautkontamination mit Fäkalien oder Urin angegangen werden und das Kaninchen
in einer sauberen hygienischen Umgebung gehalten wird. Bei Kaninchen, die zu
Verdauungsstörungen neigen, fettleibig oder behindert sind, ist eine tägliche
Inspektion der Perianalregion erforderlich. Das
Fell sollte mit einem Floh Kamm gekämmt werden, um das eventuelle
Vorhandensein von Eiern und/oder Maden zu erkennen. Die Fenster der Wohnung
oder des Kaninchenkäfigs können zusätzlich mit einem Moskitonetz abgedeckt
werden, um den Kontakt der Insekten mit dem Kaninchen zu vermeiden. For detailed information on fly
strike infestation in rabbits, see: “Skin Diseases of
Rabbits” by E. van Praag, A. Maurer and T. Saarony, 408 pages, 2010. Danksagung
Ich danke mich herzlich bei
Frau Kerry Su-Lin Leow und die House Rabbit Society of Singapore für ihre
Bilder. Auch möchte ich noch anonymen Mithelfern ganz herzlich für ihre
Überarbeitung danken. Weitere
Informationen
Baird CR. Biology of Cuterebra
lepusculi Townsend (Diptera: Cuterebridae) in cottontail rabbits in Idaho. J Wildl Dis. 1983;19(3):214-218. Harcourt-Brown F.: Textbook of Rabbit
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